Rubrik Bau(en) & Städtegestaltung
03.09.2024 – Lesezeit ca. 3 Minuten 40
Um den Gewässerschutz zu verbessern, werden im Zuge der B10-Modernisierung in Ulm mehrere 3P Regenwasserbehandlungsanlagen eingebaut. Sie bestehen jeweils aus einer Sedimentationsanlage vom Typ Hydroshark und 2 x 4 Filtrationsanlagen vom Typ Hydrosystem und können die Regenabflüsse von bis zu 15.000 m² Verkehrsfläche aufnehmen. (Bild: 3P Technik)
Mehrere Ulmer Bauwerke der Bundesstraße B10 werden in den nächsten Jahren erneuert. Bis zur Landesgartenschau in 2030 muss alles fertig sein. Eine wichtige Aufgabenstellung war dabei die Reinigung der Regenabflüsse von der viel befahrenen Trasse, die bisher mit Schadstoffen belastet in ein Oberflächengewässer eingeleitet wurden.
Die Verkehrsachse B10, welche die Stadt Ulm von Norden nach Süden durchschneidet und eine Barriere zwischen Innenstadt und Weststadt bildet, ist in die Jahre gekommen. Die Bauwerke stammen zu einem großen Teil aus den 70er-Jahren - wie auch die Wallstraßenbrücke und die Brücke über das Blaubeurer Tor. Von Nord nach Süden rollen hier täglich rund 85.000 Kraftfahrzeuge über die beiden Spannbetonbrücken. Eine Sanierung ist aufgrund der Verkehrsbelastung, die in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat, sowie der maroden Bausubstanz nicht mehr möglich. Das zeigten die im August 2022 durchgeführten Untersuchungen an den Brücken. Im Jahr 2030 findet zum zweiten Mal nach fünfzig Jahren wieder eine Landesgartenschau-Ausstellung in Ulm statt. Im Vorfeld müssen die großen Infrastrukturmaßnahmen entlang der B10 realisiert sein.
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Hohe Anforderungen an den Gewässerschutz
Im Rahmen des Projekts nahm die Stadt Ulm als Auftraggeber auch den Gewässerschutz in den Fokus. Die Regenabflüsse von der Bundesstraße wurden bisher ungereinigt in das Flüsschen Blau eingeleitet, welches in die Donau mündet. Messungen, die vom Regenwasserspezialisten 3P Technik an verschiedenen Stellen durchgeführt wurden, brachten erhebliche Belastungen mit Schwermetallen wie Zink, Kupfer, Mineralölkohlenwasserstoffen sowie Mikroplastik aus Reifenabrieb zutage. Aufgabe war es, das abfließende das abfließende Regenwasser so aufzubereiten, dass es möglichst sauber und schadstoffarm in die Blau eingeleitet werden kann. Die Planung der Regerwasseraufbereitung lag in den Händen des Ingenieurbüros Wassermüller Ulm, die Systeme lieferte 3P Technik.
Modulare Regenwasserbehandlung mit Sedimentation und Filtration
Dafür hat 3P Technik ein Konzept erarbeitet, bei dem große Straßenflächen an ein modulares, zweistufiges Filtersystem angeschlossen werden, das auf hohe Durchflüsse ausgelegt ist. In der ersten Stufe passiert das Wasser eine Sedimentationsanlage vom Typ Hydroshark® 2.500. Hier setzen sich Feststoffe nach unten ab und werden in einem Schlammfang gesammelt, der durch Strömungsbrecher und einen Gitterrost hydraulisch vom Behandlungsraum getrennt ist, sodass es zu keiner Remobilisierung der Stoffe kommen kann. Das gereinigte Wasser steigt seitlich auf und wird über das namensgebende Zackenwehr zum Ablauf geleitet. Von dort passiert es in der zweiten Stufe 2 x 4 Filtrationsanlagen vom Typ 3P Hydrosystem 1.500. Hier findet zunächst nochmal eine Sedimentation von Partikeln, insbesondere der Sandfraktion statt. Danach passiert das Wasser im Aufstromverfahren sechs Filterelemente, die Feinstoffe ausfiltern und gelöste Schadstoffe adsorptiv binden. Die Sedimenations- und Filteranlagen sind einfach zu warten und zu reinigen. Beim Hydroshark sowie dem Hydrosystem kann der abgesetzte Schlamm von oben abgesaugt werden. Die Filterelemente im Hydrosystem sind rückspülbar und im Falle einer vollständigen Kolmation ebenfalls leicht nach oben zu entnehmen und zu ersetzen. Je Komplettsystem, bestehend aus einer Hydroshark Sedimentationsanlage und zweimal vier Hydrosystem Filtrationsanlagen, kann eine Verkehrsfläche von 15.000 m² angeschlossen werden.
Kompakte Anlagen mit kurzen Einbauzeiten
Da die betroffenen Abschnitte der B10 durch innerstädtische Gebiete laufen, waren kompakte und platzsparende Lösungen für die Regenwasserbehandlung gefragt. Zugleich sind die Zeitpläne für Umbau und Erneuerung der Trasse eng getaktet, da die Arbeiten inklusive des Neubaus einer Brücke sowie einer Untertunnelung bis zur LGS 2030 abgeschlossen sein sollen. Das zweistufige Hydrosystem ist kompakter als andere Lösungen und daher sehr gut für die Aufgabenstellung geeignet. Die Anlagen werden in Betonschächten der Firma Betonwerk Müller aus Achern vormontiert, sodass sie vor Ort im Tiefbau durch die Firma Ritter und Deeg nur mehr in die vorbereiteten Baugruben eingesetzt und angeschlossen werden müssen. Dadurch können die Bauzeiten sehr kurzgehalten werden.
Die Anlagen des ersten Abschnitts sind bereits verbaut, weitere Bereiche entlang der B10 sind in Planung.