Dieser Artikel wurde in der Ausgabe August 2025 der gedruckten Kommunalwirtschaft abgedruckt.

Rubrik Allgemein

Geplagt von Krisen – aber auch krisenfest?

11.07.2025 – Lesezeit ca. 3 Minuten 51

Geplagt von Krisen – aber auch krisenfest?

Zwischen schwierigen Zeiten und existenzbedrohenden Krisen liegt ein Unterschied, der professionelle Vorbereitung verlangt. Krisenmanager Roman Pause erklärt, worauf es ankommt.

Existenzbedrohende Krisen zählen zu den Ausnahmefällen, mit denen Vorstände kommunaler Energieversorger im Idealfall nie konfrontiert werden. Doch treten sie ein, verzeihen sie keine Fehler. Spätestens bei der politischen oder juristischen Aufarbeitung sind zwei Fragen entscheidend: Wer hat wann und wie gehandelt – und hätte bessere Vorbereitung den Verlauf verändert?

Roman Pause, Ingenieur und Krisenmanager der fernao business resilience GmbH, unterstützt Unternehmen der Energiebranche dabei, genau diese Fragen vorab zu klären. Sein Ziel: Risiken frühzeitig erkennen, passende Maßnahmen definieren und handlungsfähige Strukturen etablieren. Besonders im Fokus stehen kommunale Versorger und Netzbetreiber.

Als praxisnahes Rahmenwerk empfiehlt Pause den Aufbau eines Business Continuity Management Systems – etwa nach BSI 200-4 oder ISO 22301. Doch entscheidend sei weniger die Norm, sondern das Bewusstsein für Risiken und die klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten.

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„Wichtig ist zunächst, ein gemeinsames Verständnis von Risiken und kritischen Geschäftsprozessen auf Führungsebene zu schaffen“, betont Pause. „Oft fehlt dieses – oder es ist heterogen und widersprüchlich.“

Operativ stark – strategisch zu schwach?

Im technischen Netzbetrieb sind Notfallmaßnahmen häufig gut geregelt: Zuständigkeiten, Abläufe und Kommunikation sind etabliert. Anders sieht es bei echten Krisen aus – etwa nach Naturkatastrophen, Reputationsschäden oder gezielten Angriffen auf Infrastruktur. Dann entsteht rasch der berüchtigte „Headless-Chicken-Mode“: fehlende Erreichbarkeiten, unklare Rollen, vermischte Fakten und unzureichend geübte Krisenstäbe.

Hinzu kommen oft mangelhafte Krisenkommunikation, lückenhafte Dokumentation und politische Konfliktlagen, etwa mit dem Aufsichtsrat. „In solchen Fällen erleben wir, dass es im Nachgang zu personellen Konsequenzen kommt – selbst wenn operativ korrekt gehandelt wurde“, warnt Pause.

Übung ersetzt nicht die Krise – aber sie bereitet darauf vor

Trainierte Strukturen und regelmäßig durchgeführte Übungen mit realitätsnahen Szenarien sind entscheidend, um in der Krise sicher zu agieren. Doch gerade kleinen und mittelgroßen Versorgern fehlen hierfür häufig Mittel oder Rückendeckung. Roman Pause benennt zehn häufige Schwächen und gibt konkrete Empfehlungen:

10 Fallstricke im Krisenmanagement – und wie man ihnen begegnet:

  1. Unklare Rollen im Krisenstab: Dokumente wie das Notfallhandbuch werden auf Führungsebene oft weder verinnerlicht noch geübt.
  2. Rollenkonflikte: Mitglieder kleiner Krisenstäbe verfallen schnell in Alltagsroutinen – der Krisenstabsleiter muss gegensteuern.
  3. Strategie statt Aktionismus: Wer strategisch lenken soll, darf nicht gleichzeitig operativ handeln.
  4. Keine Rückmeldeschleifen: Aufträge werden erteilt – aber selten konsequent nachverfolgt oder dokumentiert.
  5. Langsame Entscheidungen: Fehlende Erreichbarkeit und lange Freigabeprozesse führen zu gefährlichem Stillstand oder Improvisation.
  6. Kommunikation vernachlässigt: Wer Stakeholder erst aus der Presse informiert, verliert Vertrauen und Kontrolle.
  7. Zuständigkeiten missverstanden: „Nicht zuständig“ wird schnell als „nicht handlungsfähig“ wahrgenommen – eine verpasste Chance.
  8. Aufsichtsrat außen vor: Frühzeitige Einbindung – auch beratend im Krisenstab – schafft Vertrauen und Handlungsfähigkeit.
  9. Politische Folgen unterschätzt: Der Eindruck eines Managementversagens genügt oft für harte Konsequenzen – unabhängig von der Realität.
  10. Aktionismus statt Struktur: Fehlt die Krisenvorbereitung, regieren Unsicherheit, Gerüchte und Vertrauensverlust – intern wie extern.

Professionelles Krisenmanagement ist kein Luxus, sondern eine strategische Pflicht. Wer klare Strukturen schafft, regelmäßig übt und realistische Szenarien durchspielt, kann auch in der Krise souverän handeln – und bleibt im Nachgang handlungsfähig und glaubwürdig.

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