Neue Nutzungen für leerstehende Handelsflächen, attraktive Veranstaltungen und mehr Aufenthaltsqualität
Öffentliche und private Investitionen schaffen Perspektiven in Braunschweigs Innenstadt
08.10.2024 – Lesezeit ca. 4 Minuten
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Braunschweig begegnet dem vielzitierten Strukturwandel in der Innenstadt aktiv. Die Basis dafür bilden ein Strategiepapier, ein Investitionspaket zur Ansiedlung frequenzstarker Bildungseinrichtungen und die Förderprogramme des Landes Niedersachsen. Neben Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität und zum Ausbau des Freizeitangebots sind auf diese Weise auch konkrete Perspektiven für großflächige Leerstands-Immobilien entstanden. Bei der Expo Real sind einige dieser Projekte am Braunschweiger Stand 410 in Halle C1 zu sehen.
Beim früheren Einkaufszentrum „Burgpassage“ ist die Stadt Braunschweig einen für sie neuen Weg gegangen. Nach den gescheiterten Plänen des Eigentümers zum Umbau des Einkaufszentrums zu einer offenen Ladengasse und dem folgenden jahrelangen Leerstand hat die Stadt das Objekt in diesem Jahr selbst erworben. Über ihre Tochtergesellschaft Struktur-Förderung Braunschweig GmbH entwickelt sie das Grundstück nun selbst – mit einem dreizügigen Nutzungskonzept. Die bekannte Hotelkette Motel One wird hier einen Standort eröffnen. Die Stadt selbst nutzt einen Teil der Fläche für den dringend benötigten Erweiterungsbau des benachbarten Gymnasiums ‚Kleine Burg‘. Dritter Baustein sind die geplanten 35 Eigentumswohnungen, die den neuen Nutzungsmix komplettieren. In Anlehnung an die Historie dieses zentralen Innenstadt-Standorts trägt das Gesamtprojekt den Namen ‚Stiftshöfe‘.
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Im ehemaligen Karstadt am Gewandhaus soll das ‚Haus der Musik‘ entstehen. Es soll die städtische Musikschule, die dringend neue Räume benötigt, mit einem Konzerthaus überregionaler Strahlkraft kombinieren. Gemeinsam mit dem Eigentümer der Immobilie, dem Braunschweiger Unternehmer Friedrich Knapp, hat die Stadt eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Geplant ist die Gründung einer Stiftung, die den Um- oder Neubau der Immobilie sowie anschließend den Betrieb des Hauses der Musik trägt.
Beide Projekte zahlen neben der vom Rat beschlossenen Innenstadtstrategie auch auf das Investitionspaket „Bildungs- und Arbeitsort Braunschweiger Innenstadt“ ein. Dessen Kern ist die verstärkte Ansiedlung frequenzbringender Bildungseinrichtungen, um die Innenstadt zusätzlich zu beleben.
Und auch für den dritten großflächigen Leerstand entsteht aktuell eine neue Perspektive: das 2020 geschlossene Galerie-Warenhaus. Gemeinsam mit der Volksbank BRAWO als Eigentümerin der Immobilie hat sich die Stadt auf einen zweistufigen Architekturwettbewerb verständigt. In der ersten Wettbewerbsrunde, die in Kürze starten soll, sind städtebauliche Ideen für die Umgestaltung der anliegenden Straße ‚Bohlweg‘ samt Schlossplatz und das angrenzende Magniviertel gefragt. Im zweiten Schritt sollen darauf aufbauend konkrete Nutzungsszenarien für das Galeria-Gebäude entstehen.
Neben Lösungen für die großen Leerstände setzen die Stadt Braunschweig, das Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung weitere Impulse, um die Innenstadt zukunftsfähig aufzustellen. Für das „Wohn- und KreativQuartier Großer Hof“ hat die Stadt im September die Hamburger Arbeitsgemeinschaft prasch buken partner architekten partG mbB und GHP Landschaftsarchitekten Nikolaus Gurr. Christian Schierstedt GbR als Gewinner des städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbs gekürt. Der Siegerentwurf soll Grundlage für den weiteren Planungsprozess sein. Die Stadt strebt hier verschiedene Nutzungsbausteine an, unter anderem Innenstadtwohnen in allen Segmenten, Angebote für die Kreativwirtschaft, eine Ausstellungsgalerie und soziale Infrastrukturen.
Der Hagenmarkt erhält mithilfe von Fördermitteln aus dem niedersächsischen Programm „Resiliente Innenstädte“ ebenso ein neues Gesicht wie der Parkplatz an der Kannengießerstraße, den die Stadt derzeit in einen Pocket-Park verwandelt. Entsiegelung statt Versiegelung ist hier das Motto, um einen grünen Rückzugsort mitten in der City zu schaffen. „Damit haben wir ein umfangreiches Gesamtpaket für unsere Innenstadt geschnürt, das die aktuellen Herausforderungen in Chancen verwandeln soll. Wir bleiben nicht beim Überlegen und Planen, sondern packen die Projekte beherzt an, die ersten Bagger arbeiten. Das sind gute Aussichten für weitere Investitionen in die Braunschweiger Innenstadt“, ist sich Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Zukunft GmbH und der Braunschweig Stadtmarketing GmbH sicher.
Eine positive Tendenz gibt es derweil auch bei den Passantenfrequenzen in der Braunschweiger Innenstadt. Der September 2024 lag mit mehr als 3,4 Millionen Bewegungen ganze sieben Prozent über dem Vergleichsmonat aus dem Jahr 2022* und zwei Prozent über dem September 2019. Den stärksten Zuwachs konnte die Neue Straße verzeichnen – ein Standort mit hoher Gastronomiedichte.
„Gastronomie und Veranstaltungen haben als Frequenzbringer weiter an Bedeutung gewonnen. Sowohl das verkaufsoffene Wochenende trendsporterlebnis im September als auch Angebote wie der zusätzliche wöchentliche Abendmarkt im August haben die Menschen in die Braunschweiger Innenstadt gezogen. Davon profitiert letztlich auch der Handel, der für Viele nicht mehr der alleinige Grund für den Innenstadtbesuch ist“, so Leppa weiter. Die Braunschweig Stadtmarketing GmbH erhebt die Frequenzen per laserbasierter Messung.
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