Reinigungskräfte haben einen wichtigen Job, der mit vielen körperlichen Belastungen einhergehen kann. Sie entstehen zum Beispiel durch Bewegungen, die viel Krafteinsatz erfordern, über einen längeren Zeitraum oft wiederholt werden müssen oder mit einer schlechten Haltung einhergehen. Werden problematische Arbeitsabläufe identifiziert und über Reinigungstechnik ergonomisch gestaltet, schützt man Reinigungskräfte vor teilweise chronischen Erkrankungen. Gleichzeitig lassen sich mit dem richtigen Werkzeug und Anwendungswissen bessere Resultate schneller erzielen. Angesichts von steigendem Personalmangel und zunehmendem Kostendruck kann Ergonomie zum Wettbewerbsvorteil für Gebäudedienstleister werden.
Dein Freund, die Maschine:
(Fast) immer richtig.
In der Analyse von Arbeitsaufläufen steht als Antwort auf die Frage nach Verbesserungspotenzial häufig die Ablösung manueller Tätigkeiten durch eine Maschine. Ein wesentliches Beispiel dafür ist die Scheuersaugmaschine, die inzwischen in entsprechender Variantenvielfalt für kleine, stark überstellte Flächen ebenso geeignet ist wie für große Eingangshallen. Gegenüber dem Breitwischgerät reduziert sie die körperliche Belastung für den Anwender in hohem Maße. Ihre Handhabung kann aber auch neue Fehlhaltungen hervorrufen, unter anderem durch ständiges Beugen bei der Bedienung von Schaltern oder durch Griffe, die auf einer für die jeweilige Körpergröße unpassenden Höhe angebracht sind.
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Insofern sollte man bei der Anschaffung beispielsweise von Scheuersaugmaschinen, die in der Gebäudereinigung viele Stunden genutzt werden, auf jedes Detail achten. Griffe und Bedienelemente sollten so angebracht sein, dass sie mühelos erreichbar sind. Bei Aufsitzmaschinen ist wichtig, dass Sitz und Lenkrad höhenverstellbar sind. Handelt es sich um eine Aufstehmaschine, kann auf die Trittbrettlänge geachtet werden, die für ergonomisches Arbeiten mindestens dem Fußbett des Anwenders Platz bieten sollte. Ein Fahrantrieb reduziert den Kraftaufwand, und bei großen Maschinen sollten sich Saugbalken und Bürstenkopf automatisch heben und senken können.
Ein anderes, wichtiges Werkzeug für ergonomisches Arbeiten ist der Akku-Sauger. Die Suche nach Steckdosen, das Kabelab- und wiederaufrollen sowie unzählige Wege entfallen. Bei Rucksackmodellen sollte auf geringes Gewicht sowie auf die Möglichkeit geachtet werden, dass sich das Tragegestell individuell für den Anwender anpassen lässt.
Ergonomie bei manuellen Tätigkeiten:
Gewusst, wie.
Viele Arbeiten müssen nach wie vor manuell erledigt werden, da eine maschinelle Unterstützung nicht möglich oder nicht sinnvoll ist. Ein wesentlicher Begleiter im Arbeitsalltag ist dafür der Reinigungswagen. Es sind Modelle verfügbar, bei denen Module für verschiedene Reinigungsaufgaben mitgeführt und unterwegs an- oder abgedockt werden können. So kann eine Reinigungskraft in einem Objekt mit einem großen Wagen unterwegs sein und für die Arbeit in kleinen, engen Räumen das kleine Element mitnehmen – viele unnütze Wege werden überflüssig. Höhenverstellbare Griffe und Kipp-Boxen begünstigen ergonomisches, zeitsparendes Arbeiten.
Hinzu kommen viele Details in Sachen Ausrüstung und Methode, die Reinigungskräften ihre Tätigkeit erleichtern. Sollen Oberflächen sauber gemacht werden, wird vielfach immer noch mit schweren Wassereimern und Tüchern hantiert, die eingetaucht und ausgewrungen werden müssen. Als ergonomische Alternative hat sich die 16-Seiten-Tuchfaltmethode etabliert. Das Reinigungstuch ist dreimal jeweils zur Hälfte gefaltet, so dass insgesamt 16 Seiten entstehen. In einem Eimer wird eine genau definierte Menge gefaltete Tücher mit einer vorgegebenen Menge Reinigungsmittel getränkt. Sie saugen sich voll und sind dann einsatzbereit. Jede Oberfläche kann mit einer frischen Seite abgewischt werden – wurde jede Seite benutzt, wirft man das Tuch einfach ab und verwendet ein neues.
In der Bodenreinigung mit Breitwischgeräten hat sich herausgestellt, dass eine Arbeitsbreite von 40 cm die Reibwiderstände gegenüber größeren Modellen reduziert und somit für den Körper weniger belastend ist. Wichtig ist auch in diesem Fall, dass der Stiel höhenverstellbar ist und somit für Anwender verschiedener Körpergröße geeignet. Handelt es sich um Böden mit hohem Widerstand, beispielsweise unbeschichtetes Linoleum, so kann ein Gleitstreifen im Mikrofaser-Wischbezug das Arbeiten zusätzlich erleichtern. Zu beachten ist außerdem, dass bei losen Verschmutzungen staubbindendes Wischen ausreicht, was für den Körper nochmals weniger anstrengend ist.
Außenbereich & Grünanlagen:
Wo Ergonomie noch wichtig ist.
Blickt man in den Außenbereich von Gebäuden, so sind Hochdruckreiniger für viele Aufgaben aus der täglichen Praxis kaum wegzudenken. Wird über einen langen Zeitraum mit einer Hochdruckpistole gearbeitet, spielt Ergonomie eine große Rolle. Denn die erforderliche Totmannschaltung führt bei den meisten Modellen dazu, dass der Abzug pausenlos unter zum Teil hohem Kraftaufwand festgehalten werden muss. Es sind jedoch Pistolen am Markt erhältlich, bei denen die Rückstoßkraft des Hochdruckstrahls genutzt wird, um die Haltekraft für den Abzug wesentlich zu reduzieren. In der Kompaktklasse sorgen zudem Geräte für eine Arbeitserleichterung, die über eine Automatik-Schlauchtrommel verfügen und lästiges Kurbeln überflüssig machen. In der Pflege von Grünanlagen schließlich spielen Akku-Geräte eine immer größere Rolle. Sie sind leicht, lassen sich häufig mit Rucksack tragen und ersparen dem Körper unangenehme Vibrationen.
Selbst ist die Reinigungskraft:
Richtige Abläufe kennen.
Alle Ausrüstung und Reinigungstechnik bringen wenig, wenn Reinigungskräfte in deren Anwendung nicht auch mit Blick auf die Ergonomie geschult sind und ihr Wissen anwenden. Die richtige Haltung sowie die korrekte Anpassung des Handwerkszeugs im täglichen Tun sind wesentlich, um körperliche Belastungen zu vermeiden und die eigene Gesundheit zu erhalten.
Wo hört Ergonomie auf...
...wo fängt Gesundheitsschutz an?
Arbeitgeber sind verpflichtet, Maßnahmen zu treffen, um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei der Arbeit zu gewährleisten. Dazu zählen beispielsweise der sichere Umgang mit Gefahrstoffen oder die Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung und die Durchführung von notwendigen Unterweisungen. Die konkreten Vorgaben dazu macht die jeweilige Berufsgenossenschaft, beispielsweise zum Heben und Tragen von Lasten. Ergonomie kann Teil solcher Vorkehrungen sein, wirkt aber oft präventiv, um körperliche Belastungen und daraus resultierende Erkrankungen zu vermeiden.
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