Worauf Veranstalter und Besucher in diesem Jahr achten müssen

Sicherheit auf Weihnachtsmärkten

17.11.2025 – Lesezeit ca. 4 Minuten 4

Sicherheit auf Weihnachtsmärkten

Glühwein, Lichterglanz und festliche Stimmung: Rund 2.500 Weihnachtsmärkte finden auch in diesem Jahr wieder in deutschen Städten und Gemeinden statt und ziehen Millionen Besucher an. Doch wo sich viele Menschen auf engem Raum versammeln, steigt auch die Verantwortung für Sicherheit. Nach den Vorfällen der vergangenen Jahre reagieren Kommunen, Veranstalter und Sicherheitsbehörden inzwischen mit deutlich strengeren Vorgaben, umfangreicheren Konzepten und einem neuen Bewusstsein. „Weihnachtsmärkte sind ein zentraler Bestandteil unserer Stadtkultur und ein wichtiges Stück gesellschaftliches Miteinander. Damit sie ein Ort der Freude bleiben, müssen wir Risiken realistisch einschätzen, professionell managen und Sicherheitskonzepte laufend weiterentwickeln“, sagt Gandhi Gabriel, Gründer und Geschäftsführer der SSB – Sicherheit, Service, Beratung GmbH.

Maßgeschneidert statt Standard

Eine sorgfältige Gefährdungsanalyse bildet die Grundlage jeder Planung. Sie berücksichtigt Faktoren wie Veranstaltungsgröße, Lage, Besucherstruktur, Anreisewege und potenzielle Gefahrenquellen. „Eine Analyse ist nur dann wirksam, wenn sie umfassend ist und realistische Szenarien abbildet“, erklärt Gabriel. „Gerade auf Weihnachtsmärkten unterschätzen viele Veranstalter noch immer die Besucherdynamik sowie Risiken durch überfüllte Gassen.“ Fehlende Kommunikationswege oder ein unzureichend abgestimmtes Notfallmanagement haben sich in der Vergangenheit häufig als Hauptursachen für Eskalationen erwiesen. Viele Städte setzen deshalb inzwischen auf verbindliche Leitlinien, klare Zuständigkeiten und standardisierte Abläufe – auch in enger Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr und Ordnungsbehörden.

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Physische Absicherung

Als zentrales Element der präventiven Maßnahmenplanung sorgt ein Zufahrtskonzept für die Koordinierung von Lieferverkehr, Besucherströmen und Einsatzfahrzeugen. Dabei werden feste Anlieferzeiten und Einfahrtsgenehmigungen definiert, Kontrollpunkte eingerichtet und Sperren wie Poller oder mobile Barrieren installiert, um unbefugtes Befahren zu verhindern. „Viele Innenstadtbereiche werden 2025 noch stärker abgegrenzt. An sensiblen Punkten kommen dabei vermehrt mobile Poller, wassergefüllte Barrieren oder flexible Anti-Terror-Sperren zum Einsatz“, weiß Gabriel. „Diese Systeme ermöglichen es, Zufahrten für unbefugte Fahrzeuge zu verhindern, ohne Rettungswege zu blockieren.“

Gemeinsame Verantwortung mit klarer Rollenverteilung

„Erfolgreich ist ein Sicherheitskonzept nur dann, wenn alle Akteure eng zusammenarbeiten, Informationen teilen und ihre Rollen klar definiert sind“, erklärt der Sicherheitsexperte. Während Polizei und Ordnungsbehörden als Träger hoheitlicher Rechte präventive und repressive Maßnahmen wahrnehmen, übernehmen private Dienstleister vorrangig operative Aufgaben wie Zugangskontrollen, Streifengänge und Besucherlenkung. „In vielen Städten hat sich dafür ein gemeinsamer Einsatzstab mit festen Ansprechpartnern und regelmäßigen Lagebesprechungen bewährt.“ Für Besucher bedeutet das vor allem eines: Sie finden überall kompetente Ansprechpartner, an die sie sich jederzeit wenden können.

Neue gesetzliche Vorgaben

Seit dem 31. Oktober 2024 gilt auf öffentlichen Veranstaltungen ein generelles Messerverbot. Verstöße können mit empfindlichen Bußgeldern oder bei schwerwiegenden Fällen mit Freiheitsstrafen geahndet werden. „Die Kontrolle der Einhaltung erfolgt durch Polizei und Ordnungsbehörden, allerdings nur stichprobenartig“, erklärt Gabriel. Einige Veranstalter setzen auf Umzäunungen, um an den Eingängen Taschenkontrollen zu ermöglichen. Allerdings ist das aufgrund von örtlichen Gegebenheiten häufig nicht praktikabel und umsetzbar. „Unsere Arbeit erweist sich als steter Balanceakt zwischen subjektivem Sicherheitsgefühl und Festtagsstimmung. Dabei darf aber nicht der Eindruck eines Hochsicherheitstraktes entstehen.“

Risikofaktor Alkohol

Weihnachtsmärkte leben von Geselligkeit – und dazu gehört für viele Menschen auch der Genuss von Glühwein oder Punsch. Dennoch stellt der Alkoholausschank eine besondere Herausforderung für Sicherheitskräfte dar: Er kann Konflikte und impulsives Verhalten begünstigen und erfordert daher speziell geschultes Personal. „Gerade bei Veranstaltungen mit Alkoholausschank ist es wichtig, dass Sicherheitskräfte nicht nur eine IHK-Bescheinigung und die Sachkundeprüfung vorweisen können, sondern auch in Deeskalation, Kommunikation und Konfliktmanagement geschult sind“, betont Gabriel. „Das Wachpersonal muss frühzeitig Anzeichen von Aggression erkennen, Gruppenbildung richtig einordnen und deeskalierend eingreifen können.“

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